[full article and abstract in Lithuanian; abstract in German]
Im vorliegenden Beitrag werden einige Besonderheiten der Übertragung von Dokumenten des Deut-schen Ordens ins Litauische besprochen. Seit der 2. Hälfte des 20. Jhs. erschienen immer wieder Überset-zungen des schriftlichen Ordensnachlasses sowie der Chroniken, die mit der älteren Geschichte der bal-tischen Ländern verbunden sind, darunter der Geschichte Altpreußens und Litauens. Diese Dokumente sind auf Latein, Mittelhochdeutsch und Mittelniederdeutsch verfasst und widerspiegeln die Geschichte, Geographie, Ethnographie sowie die sprachlichen Erscheinungen im Rahmen der Benennungsprozesse der Altpreußen und Litauer selbst und der Benennung der geographischen Objekte durch die Bewohner, wie Gewässernamen, Siedlungsnamen und Flurnamen. In den behandelten Werken sind Spuren des appellativischen Wortschatzes der baltischen Sprachen zu finden, wie z. B. graude[n], grawde[n], das aus der Sicht der Autorin des Beitrages am ehesten altpreußischer Herkunft ist. Es wird das Verhältnis der Übersetzer zu diesem Appellativum und zur Lithuanisierung einiger Eigennamen untersucht und gezeigt, dass z.B. der Übersetzer der litauischen Wegeberichte (1384–1402), erschienen im 2. Band der Scrip-tores rerum Prussicarum 1863, eine exakte und gut durch Kommentare belegte Wiedergabe des Textes im Ganzen und der Eigennamen und einiger Begriffe, wie graude[n], grawde[n] im Einzelnen nicht für eine notwendige Bedingung zum Erhalt des Originaltextes gehalten hat. Man darf nicht außer Acht las-sen, dass jede wissenschaftliche Übersetzung in den Prozess der Erkenntnis der komplizierten Vorgänge der Geschiche sowie der Sprache, besonders einer nicht mehr existierenden Sprache, einbezogen werden kann. Deshalb werden an solche Übertragungen besonders hohe Erwartungen gestellt.