Der Legendenteil der Litauischen Chronik beginnt sich mit der Erzählung über die Ankunft des mythischen Palemons „in der Regierungszeit des römischen Kaisers Nero“. Die litauische Quellenforschung hat schon die pontische Herkunft solchen Namens gezeigt (nach den Angaben von Tacitus). Jetzt sucht man die Anregungen antiker Schöpfung und mittelalterlicher Vermittlung, welche zur Bildung solchen Vorhabens anführen möchten. In der „Thebais“ von Statius und, besonders, in den „Metamorphosen“ Ovids enthüllt sich ein Scheinbildnis des Meergottes Polaemon (des königlichen Knaben, welchen Poseidon/Neptun, von Aphrodite/Venus gereizt, zu seinem Helfer erhob). Venus erschien in der mytologisierten Geneologie der Julier (erstes Geschlecht der Kaiser Roms) als Urmutter (Vergil entfaltete diese Fabel in seiner „Aeneis“). In der Litauischen Chronik erscheint Palemon als ein Verwandter des Kaisers Nero (des letzten aus der Dynastie Julier-Klaudier), also auch als ein Venuschützling. König Palemon/Polaemon schreitet von seinem Strande (Pontus in Kleinasien) auf das Gebiet des Gottes Polaemon (pontus – die See) – Mittelmeer und Ozean. Die Segelungsrichtung zeigt ihm ein Astronom (am Anfang segelt er westwärts, wie der Planet Venus andeutet). Freundliches „palemonisches“ Wasser (polaemonica unda) bringt ihn nach Litauen. Wir haben in der Litauischen Chronik das Vorhabenbildnis der Reise Palemons.