The Question of Rusian Nobily Existence from the Second Half of 19th Century to the Beginning 20th Century
Articles
Ryšard Gaidis
Vilnius University, Lithuania
Published 2002-12-28
https://doi.org/10.15388/LIS.2002.37218
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Gaidis, R. (2002) “The Question of Rusian Nobily Existence from the Second Half of 19th Century to the Beginning 20th Century”, Lietuvos istorijos studijos, 10, pp. 22–33. doi:10.15388/LIS.2002.37218.

Abstract

Der vorliegende Artikel befasst sich mit einer der wichtigsten Fragen der politischen Geschichte des Russischen Imperiums in der Zeit von der zweiten Hälfte des 19. Jh. bis zum Anfang des 20. Jh., und zwar mit der politischen Rolle des russischen Bojarentums. Dieses Problem ist auch für die Geschichte Litauens von großer Bedeutung, denn seine Analyse hilft, die politischen Positionen des litauischen Adels im Russischen Imperium zu erschließen. Zum vollen Erfassen des politischen Gewichts des litauischen Adels im Russischen Imperium muss die Spezifik des politischen Einflusses seitens des russischen Bojarentums erläutert werden.  
Das politische Modell des russischen Bojarentums kann auf Grund der russischen historiografischen Quellen aufgebaut werden. Im Sinne der Faktographie sind die in den 70er und 80er Jahren herausgegebenen Werke der sowjetrussischen Historiker (J. Solowjow, W. Djakin, A. Korelin u. a.).  
Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (im Jahre 1861) hat der russische Adel einen Teil seiner Privilegien und Sonderrechte auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens eingebüßt. Dies hinderte aber das Bojarentum nicht daran, das politische Leben des Staates weiterhin auf mehrere Weisen mitzubestimmen. Der einflussreichste Teil des russischen Bojarentums, und zwar die Grundherren und der Adel, bekleideten weiterhin hohe Posten in den staatlichen Behörden und in der Armee. Die politischen Ideen des Bojarentums kamen auch in solchen nichtpolitischen Behörden zum Ausdruck wie Landstände und Semstwos (lokale Selbstverwaltungsorgane).  
Der russische Adel strebte danach, nicht nur seine Sonderposition in der Gesellschaft zu erhalten, sondern auch die Staatspolitik mitzubestimmen. Den Imperatoren wurde mehrmals vorgeschlagen, auf der Staatsebene eine Institution von Adeln und Semstwos zu berufen, die als ein Beratungsorgan bei der Lösung von wichtigsten Angelegenheiten der Stände und der lokalen Selbstverwaltungsorgane fungieren und sogar die Beschlüsse der Regierung mitbestimmen sollte.  
Politisch gesehen war die Lage des russischen Bojarentums bis zur Revolution vom Jahre 1905 zweideutig. Einerseits verstand der Adel, dass er als traditionelle Gesellschaftsschicht die Aufhebung der Monarchie nicht zulassen darf, deshalb suchte er Unterstützung beim Imperator und unterstützte auch seinerseits dessen Macht. Die wandlungsreiche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation des Staates trug allerdings dazu bei, dass die Adligen von einer liberalen Gesinnung die vom Staat initiierten Reformen unterstützten und darauf hofften, neue Möglichkeiten zu bekommen, sich auf diese oder jene Weise am politischen Leben des Staates zu beteiligen.

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