Der Name des Orientalisten der Königsberger Universität Peter von Bohlen (1796–1840) ist heute nur wenig bekannt. In der Vergangenheit untersuchten deutschen Historiker seine Verdienste in der Indologie und die litauischen Geschichtsforscher – seinen Beitrag zur Baltistik. In der vorliegenden Arbeit verfolgt der Autor das Ziel, die Tätigkeit von Professor P. von Bohlen vom Standtpunkt der Bücherkunde aufzuarbeiten und insbesondere seinen Beitrag zur litauischen Kultur.
P. von Bohlen studierte Orientalistik an den Universitäten Halle, Bonn und Berlin. Er beherrschte viele Sprachen, besuchte die Vorlesungen des Begründers der vergleichenden-historischen Sprachwissenschaft F. Bopp. Nach Abschluß des Studiums unterrichtete P. von Bohlen in den Jahren 1825–1837 an der Universität Königsberg Orientalistik. Mit ihm erreichten dies Fächer wissenschaftliches Niveau. Er entwickelte eine rege wissenschaftliche Tätigkeit, veröffentlichte etwa 100 Arbeiten, unter ihnen auch einige sehr originelle Arbeiten. Er schrieb Artikel über die liauische und die preußische Sprachen. Unter dem Einfluß von L. Rhesa zeigte er Interesse für die litauische Volksdichtung und begann litauische Volkslieder zu sammeln. P. von Bohlen wanderte durch Kleinlitauen und verkehrte mit Sammlern von Volksliedern ins besondere evangelischen Priestern und Lehrern. Um eine größere Unterstützung zu bekommen hat er im Jahre 1835 in der Tilsiter Zeitung einen Brief “Freundliche Bitte” veröffentlicht. Nachdem er 145 litauische Volkslieder notiert hatte, begann er an einem Buch zu arbeiten, das leider wegen seines frühen Todes nicht erscheinen konnte. Die Handschrift wurde dann von einigen deutschen Lituanisten benutzt. Heute ist sie verlorengegangen.
Die private Bibliothek von Professor Peter von Bohlen wurde in einer Auktion in Halle verkauft. Ihr Katalog ist erhaltengeblieben. Das Bücherverzeichnis zeigt das besondere Interesse des Gelehrten für indische, persische, arabische und deutsche Literatur, sowie für die Literatur anderer Völker, darunter auch einige litauische Werke: philologische Arbeiten (1745–1747) von Philip und Paul Ruhig, sowie die “Dainos oder litauische Volkslieder” (1825) von L. Rhesa. Der Katalog ergänzt unsere Kenntnisse über die Bedeutung der litauischsprachiger Veröffentlichungen in privaten Bibliotheken von Wissenschaftlern des XIX Jh-s sowie über die Wege ihrer Verbreitung in europäischen Ländern. Die Kenntnis des Wirkens von Professor P. von Bohlen hilft uns besser das Zusammenwirken der litauischen Kultur mit derjenigen anderer Länder zu verstehen.